Im vergangenen Jahr hatte ich die Idee eines kollaborativen Fotografie-Magazins, das die Arbeiten wenig bekannter Fotografen in einem hochwertigen Print-Medium zeigen sollte. Auslöser war die Wirkung meiner eigenen Fotos auf mich als ich diese erstmals zur Vorbereitung einer Ausstellung großformatig drucken ließ. Bis dahin hatte ich meine Fotos selbst meist nur am Bildschirm betrachtet. Aber die starke Wirkung eines hochwertig gedruckten Fotos im Format 70cm x 50cm hat mich wirklich überrascht.
Außerdem stört mich nach wie vor, dass Fotografen sich gegenseitig kaum unterstützen. Irgendwie macht jeder sein eigenes Ding und schaut bestenfalls mal mit einem anerkennenden Blick auf die Arbeiten des anderen. Eine gegenseitige Unterstützung oder gar eine Zusammenarbeit sind nach meiner Beobachtung sehr selten. Die Gründe dafür sind vielfältig und haben sicherlich damit zu tun, dass es schwer ist, mit Fotografie Anerkennung zu bekommen und Geld zu verdienen.
Insofern ist der Konkurrenzdruck selbst schon unter Hobby- und Amateur-Fotografen groß. Selbständige Fotografen, die sich künstlerisch verwirklichen können und damit auch noch ihren Lebensunterhalt komplett finanzieren, sind in Deutschland eher selten.
Nachdem ich mich intensiv mit Papierqualitäten, Druckverfahren und Buchbindung auseinandergesetzt und etwa ein Dutzend Druckereien in Deutschland angefragt und die Hälfte davon persönlich vor Ort besucht hatte, stand das erste Grobkonzept für das FUSION-MAGAZINE: Es sollte anspruchsvolle, crossmediale Inhalte in einem hochwertig hergestellten, großformatigen Print-Magazin präsentieren. Interessierte Fotografen sollten ihre Arbeiten zu fairen Konditionen zeigen können und einen Mehrwert durch Teilhabe an einer exklusiven Community erhalten, die in einer Art genossenschaftlicher Grundhaltung kooperiert. „TechTalk“ und übermäßige Werbung, wie in vielen anderen Fotografie-Magazinen, sollten tabu sein.
Nun galt es, Gleichgesinnte zu finden, die bereit waren, Ihre Zeit in diese Idee zu investieren. So entstand das Redaktionsteam für die Erstausgabe. Nach fast vier Monaten harter Arbeit konnten wir den Druckauftrag erteilen und seit Juli dieses Jahres läuft der Vertrieb.
Zwar könnten die Verkaufszahlen angesichts der hohen Herstellungskosten besser sein, was bei einer Erstausgabe allerdings auch zu erwarten war, aber die Resonanz der Menschen, die unser Magazin gekauft haben, ist umwerfend positiv!
Anscheinend haben wir einen Nerv getroffen, denn unser Magazin hebt sich deutlich in Qualität und Anspruch gegenüber eher auf versteckte Werbung in Form von Produkttests (Stichwort „TechTalk“) ausgerichteten Magazinen ab.
So liegt der Anteil von direkter oder indirekter Werbung bei den meisten Fotografie-Magazinen gemäß einer eigenen Erhebung zwischen 26% (c’t Fotografie, 39 von 148 Seiten für EUR 12,90), 31% (Chip Foto Video, 38 von 124 Seiten für EUR 8,95) und 48% (FOTOHITS, 48 von 100 Seiten für EUR 7,-). – Insofern relativiert sich der Preis solcher Magazine doch deutlich. Das FUSION-MAGAZIN hat den Umfang von Werbung übrigens auf maximal 5% der Seiten beschränkt.
Dennoch bekommen wir auch zu spüren, dass die Bereitschaft, für ein gedrucktes Magazin Geld auszugeben, nicht besonders ausgeprägt ist. Instagram & Co haben dafür gesorgt, dass gut gemachte Fotografien scheinbar kostenlos und in schier unbegrenzter Zahl verfügbar sind. Dass wir dafür aber mit den Daten über unser Konsumverhalten, unsere Kontakte und viel zu viel Lebenszeit am Handy „bezahlen“, in denen uns neben (nicht selten zensierten) Bildern auch Werbung von einem intransparenten Algorithmus präsentiert werden, ist nicht so offensichtlich. Noch weniger bekannt ist, dass die von uns geposteten Bilder auch dafür verwendet werden, um KI-Modelle zu trainieren, ohne dass geklärt ist, ob dies eigentlich vor dem Hintergrund des Urheberrechts zulässig ist. – Da darf man sich schon mal fragen, ob EUR 15,- zzgl. Versand für ein handwerklich gut gemachtes und mit viel Herzblut und Engagement hergestelltes "offline" Print-Magazin nicht doch ein fairer Preis ist, zumal die reinen Herstellungskosten schon bei über EUR 12,- liegen.
Bitte unterstützen Sie daher unser non-profit-Projekt mit dem Kauf eines Exemplars des FUSION-MAGAZINE.
Und hier die relevanten Links:
https://www.fusion-magazine.de/
https://www.thomasstephanfotografie.de/shop/
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