Über die fotocommunity bin ich auf die Fotos der jungen Fotografin Carina Maiwald aus Dorsten aufmerksam geworden. Es war total spannend zuzusehen, wie sich ihre Fotos im Laufe etwa eines Jahres deutlich weiterentwickelt haben und zusehens professioneller wurden. Inzwischen hat sie sich ganz der Fotografie von Pferden verschrieben und wird damit in ganz Deutschland und inzwischen sogar im Ausland gebucht.
Carina Maiwald, die nebenbei auch noch eine eigene Homepage und einen Blog betreibt, war spontan bereit, für einen Blogbeitrag hier auf wenigerknipsen.de zur Verfügung zu stehen.
Wie bist Du darauf gekommen, dass Pferde Dein Thema sind, Carina?
Vor vielen Jahren habe ich im Ruhrgebiet die Fotografie als meine Leidenschaft entdeckt, meinen Umgang mit ihr stetig geschult und vor einem Jahr endgültig entschieden, dass ich mich vollständig auf Pferde vor der Kamera spezialisieren möchte.
Ich wollte mich komplett auf diese Kreaturen konzentrieren, die ich bereits als kleines Kind zu lieben gelernt habe. Sie ziehen einen mit ihrer sanften Art in ihren Bann, fesseln mit ihrem Charakter und erstaunen mit ihrem Aussehen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich jedes Pferd ist und wie liebenswert die einzelnen Charakterzüge von ihnen sind – die guten und die schlechten. In einem Jahr habe ich über 100 Pferde in ganz Deutschland kennen lernen dürfen.
Ich kann mir keine schöneren Modelle vorstellen.
Deine Fotos sind beeindruckend und scheinen von der Kraft dieser Lebewesen und Deinem Respekt vor ihnen zu erzählen. Wie schaffst Du es, dass Deine Fotos diese Wirkung haben?
Es fällt mir immer sehr schwer, das was ich tue in Worte zu fassen, insbesondere wenn es um die emotionalen Fotografien geht. Ich denke, ich sehe das Pferd in dem Moment anders als die Personen um mich herum. Ich sehe das Pferd wie es in meinem Herzen aussieht und wie es im Herzen des Besitzers aussieht; nicht, wie es wirklich vor mir steht. Und dieses Bild, welches ich vor meinem inneren Auge sehe, versuche ich dann umzusetzen. Dieses innere Bild ist ein Resultat von der Beobachtung dieses Pferdes, der Anerkennung seiner Individualität und von den strahlenden Augen des Besitzers, während er mir von seinem Liebling erzählt. Man muss sich auf das Tier einlassen und dann zeigt es einem ganz von alleine, wie es gerne dargestellt werden möchte. Ich versuche dann ledeglich, ihm den Gefallen zu tun, das in meine Kamera zu bannen. Es ist also in dem Fall mehr eine emotionale Arbeit als eine technische.
An welchem Punkt war für Dich klar, dass Du mit der Fotografie Geld verdienen kannst?
Einen richtigen Meilenstein gab es für mich nicht, das hat sich irgendwann im Laufe des letzten Jahres eingeschlichen. Ursprünglich habe ich aus Spaß am Fotografieren und an den Tieren fotografiert, irgendwann befasste ich mich näher mit dem Beruf und nach einem langen Lernprozess konnte ich durchaus Geld für meine Fotografien verlangen. Natürlich ist es vor allem für eine junge Person schwierig, seinen eigenen Wert fest zu legen, aber der Lernprozess umschließt auch diesen Schritt.
Wie läuft so ein Shooting bei Dir normalerweise ab?
Das kommt ganz auf das Shooting, die Gegebenheiten und das Pferd an! Es macht einen Unterschied, ob ich ein Nebelshooting, ein Reitportrait oder eine Auftragsarbeit einer Agentur erledige.
Die Dinge, die allerdings immer gleich ablaufen, wären die Vorbesprechung via Telefon oder E-Mail, in der ich viel über das Pferd und die Umgebung erfahre. Ich bespreche mit dem Kunden die Wünsche und was davon wirklich umzusetzen ist, meistens entwickeln sich daraus neue Ideen.
Nach einigen Tricks und Tipps, wie er sein Pferd richtig vorbereitet, besprechen wir das Ganze nochmal am Termin vor Ort, nachdem ich mir den Hof in Ruhe angesehen habe.
Meistens begleitet mich eine Assistentin, um mir unter die Arme zu greifen, wenn es mal schnell gehen muss (der perfekte Moment ist gerade bei Tieren schnell vorbei).
Letztendlich kontrolliere ich das Pferd vor jeder Session und auch währenddessen - die Mähne muss immer sitzen, es darf nichts aus den Nüstern laufen und die Werkzeuge müssen immer sauber sein.
Im Grunde ist der Arbeitsabschnitt also sehr ähnlich zu der Menschenfotografie!
Wieviel Zeit steckst Du nach dem Shooting in die Nachbearbeitung der Aufnahmen?
Ich versuche bereits beim Shooting auf unnötige Retusche zu verzichten. Das heißt, Schmutz in den Nüstern oder Dreck an der Trense wird vorher entfernt - nicht in meinem Bearbeitungsprogramm. Wieso die Arbeit hinterher machen, wenn ich sie bereits vorher vermeiden kann?
Meistens geschieht das sehr zum Leidwesen des Besitzers, der ordentlich putzen muss ... aber im Nachhinein lohnt es sich viel mehr. Ich versuche auch bei freilaufenden Aufnahmen vor allem Faktoren wie Zäune so ins Bild einzubinden, dass sie entweder nicht stören oder sehr schnell zu entfernen sind.
Ich halte nicht viel von Nachbearbeitung der Bilder, ich möchte eine Fotografin sein und kein Digital Artist. Deshalb stecke ich nie mehr als 10 Minuten in die Nachbearbeitung eines Bildes, wenn überhaupt nötig.
Welchen Rat würdest Du einem Fotografie-Amateur geben, der seine Fotos verbessern möchte?
Üben, üben, üben und sich immer mal wieder von der Arbeit anderer Fotografen inspirieren lassen! Schaue Dir Deine eigenen Fotos genau an und frage Dich, was Du hättest besser machen können. Merke Dir, was funktioniert hat und was nicht! Und nimm Dir genug Zeit zum Fotografieren!
Dein Slogan "mehr fotografieren und weniger knipsen" ist genau das, was ich oftmals versuche in vielen Sätzen auf den Punkt zu bringen aber bisher nie geschafft habe. Du allerdings triffst den Nagel damit wirklich auf den Kopf: weniger knipsen!
Hinter jedem Foto sollte ein Konzept stecken, auch wenn es sich nur um ein Gestaltungskonzept handelt, welches in Sekundenbruchteilen entstanden ist, weil man nach viel Übung ganz automatisch die richtige Bildaufteilung wählt.
Hast Du ein Motto oder ein Zitat, das Dich bei Deiner Foto-Arbeit begleitet?
Kein Motto, nein. Das Buch "Der Alchimist" hat aber grundlegend dazu beigetragen, dass ich mich heute dort befinde, wo ich bin. Wer das Buch kennt weiß, wovon ich rede. :-) Kurz gesagt
handelt es davon, wie man seine Träume realisiert und es schafft, sie auch umzusetzen.
Über welche Art von Kontakt würdest Du Dich im Moment am meisten freuen?
Ich freue mich immer über jeden Kontakt, ganz gleich ob von der hohen Reitschule oder dem Freizeitreiter nebenan, aber am meisten freue ich mich über den Kontakt zu neuen Pferden, die mich immer wieder daran erinnern, warum ich diesen Beruf ausübe. Jeder Ort birgt für mich neue Erfahrungen und Herausforderungen, aber ganz aktuell freue ich mich auf lustige Pferde-Grimassen, die ich bald fotografieren darf.
Herzlichen Dank für Deine Zeit und weiterhin viel Erfolg mit Deiner Arbeit!
Wer mehr über die Arbeit von Carina Maiwald erfahren will oder sie für ein Shooting buchen will, wird hier fündig:
http://www.fotografie-maiwald.com/
https://www.facebook.com/CarinaMaiwaldFotografie
Verwendung der Fotos mit freundlicher Genehmigung von Carina Maiwald.