Auf Manfred Rütten bin ich über Twitter aufmerksam geworden. Er hat meine Tweets auf @wenigerknipsen abonniert und ich stöberte anschließend auf seiner Homepage www.manfredruetten.com
Manfred Rütten ist selbständiger Media Producer aus Düsseldorf und so lag es "buchstäblich nahe", ihn um ein Interview für die "Was mit Fotos"-Reihe auf wenigerknipsen.de zu bitten.
Herr Rütten, welche Beziehung haben Sie zur Fotografie?
Mit der Fotografie kann ich mich kreativ ausdrücken. Es ist für mich wie in der Malerei. Ich suche nach Motiven, lasse diese auf mich wirken, suche den richtigen Kamerastandort und warte auf das
richtige Licht. Das ist für mich der spannendste Teil der Fotografie. Es ist fast wie ein meditativer Prozess bei dem ich ganz mit mir alleine in einer Kulisse stehe und mich an dem Motiv
„abarbeite“. Das entspannt mich total. Wind und Wetter genieße ich auch. Oftmals macht man die besten Aufnahmen direkt nach einem ordentlichen Regenguss. Oder man steht morgens um 5 Uhr frierend
auf einer Bergkuppe. Dann spüre ich die Natur hautnah. Das brauche ich alle paar Wochen, um mich wieder zu erden und Kraft zu sammeln. Wenn ich dann noch ein paar gute Bilder mit nach Hause
nehme, kann ich lange Zeit davon zehren.
Die Fotografie ist Teil Ihres Berufs, können Sie das bitte näher beschreiben?
Die Fotografie macht nur einen kleinen Teil meiner beruflichen Tätigkeit aus. Ich arbeite als selbständiger Media Producer im Bereich Unternehmens-kommunikation. Damit verdiene ich meine Brötchen.
Für meine Kunden erstelle ich hauptsächlich bewegte Bilder. Als Nebenprodukt biete ich in diesem Bereich natürlich auch Fotoshootings an. Das heißt, nach einem Interview oder einem Dreh werden direkt Stills geschossen. Diese können dann neben den Videos für die Unternehmens-kommunikation genutzt werden. Bei Auftragsarbeiten kann ich mich nicht immer selbst verwirklichen. Der Köder muss dem Fisch schmecken – nicht dem Angler. Das ist ja auch ok. Den Ausgleich finde ich in meinen freien Projekten. In der Landschaftsfotografie genieße ich es, ohne Vorgaben zu arbeiten. Ich setze das um, was mir gefällt. Dadurch verliere ich nicht die Lust an der Medienproduktion und kann nebenher reisen und ein weiteres Standbein pflegen.
Sehen Sie sich mehr als Fotograf oder mehr als Media Producer für bewegte Bilder?
Ganz klar als Media Producer für Bewegtbildinhalte. Aber es gibt sehr viele Parallelen. Als Kameramann profitiere ich bei einem Dreh von den Erfahrungen als Fotograf – und umgekehrt. Auch in der
Postproduktion ergeben sich oftmals identische Workflows. After Effects arbeitet wie Photoshop – nur mit bewegten Bildern. Beim Fotografieren experimentiere ich jedoch viel mehr. Die neuen
Erkenntnisse fließen dann auch immer mit in den Bereich der Videoproduktion ein. Neue Ideen entstehen auch durch Fehler oder Zufälle. Diese kreativen Quellen muss man nutzen, um sich und seine
Arbeit weiterzuentwickeln. Mein Motto ist: GO OUT AND SHOOT! Man lernt nur durch Training. Das ist wie beim Sport. Am Anfang hat man noch
Muskelkater und ist mit den Grundlagen schon fast überfordert. Erst durch regelmäßiges Training kommt man in das nächste Level. Wer die Grundlagen dann beherrscht, muss sich stetig
weiterentwickeln und neue Dinge ausprobieren. Bei der Medienproduktion ist das genauso. Die Technik muss man fast blind beherrschen, um sich dann auf den kreativen Prozess und die Motive
konzentrieren zu können.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Es gibt bei mir keinen typischen Arbeitsalltag. Jedes Projekt und jedes Shooting ist anders. Daher gibt es keine typischen Abläufe. Das ist aber auch gut so. Man bleibt flexibel und kreativ. Nichts ist schlimmer als die Projekte immer gleich abzuarbeiten. Das sieht man den Bildern (egal ob Foto oder Video) meist auch an.
Für wen arbeiten Sie vorwiegend und wie kommen Sie an neue Aufträge?
Ich arbeite im Bereich Bewegtbild nur für Firmenkunden und Agenturen, wobei ich mich auf den Bereich Unternehmenskommunikation spezialisiert habe. Die Kombination aus Video- und Fotoproduktion
verschafft mir Vorteile. Ich kann den Kunden beides in einem Look und mit einer Handschrift anbieten. Daher werde ich meist weiterempfohlen und bekomme so neue Aufträge.
Ihre auf www.manfredruetten.com veröffentlichten Fotos sind sehr beeindruckende Landschaftsaufnahmen mit intensiven Farben. Wie bearbeiten Sie die Fotos nach?
Danke! Schön, dass Ihnen meine Bilder gefallen. Ich nutze Lightroom CC und Photoshop CC mit der NIK-Collection. Die eigentliche Wunderwaffe für Landschaftaufnahmen sind aber immer noch analoge
Filter. Hierbei schwöre ich auf Filter von Lee (zirkularer Polfilter und ND/ND-Verlaufsfilter). Die Bilder entstehen fast alle vom Stativ aus. Das entschleunigt meine Fotografie und ist so
gewollt. Meistens fotografiere ich Belichtungsreihen, um in der Bildbearbeitung mehr Spielraum zu haben. Wenn die Kamera nicht die gesamte Bildinformation in einem RAW-File aufzeichnen kann,
nutze ich Luminanzmasken, um die Bilder ineinander zu überblenden.
Gibt es so etwas wie ein perfektes Foto?
Es gibt auf der einen Seite das perfekte Erlebnis der Landschaft vor Ort. Morgens im Dunkeln alleine durch einen nebeligen Wald zu laufen, kostet schon ein wenig Überwindung. Wenn sich dann die
ersten Sonnenstrahlen durch den Nebel kämpfen und für drei Minuten unglaubliche Farb- und Lichtspiele erzeugen, dann ist das für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Wenn es mir gelingt, diesen
Moment mit der Kamera einzufangen, dann ist das Bild später für mich persönlich meistens ein perfektes Foto. Auf andere Betrachter kann dieses Bild wiederum ganz anders wirken. Aber oftmals
spüren auch sie dann diese besondere Stimmung. Kurz: Ja – es gibt das perfekte Foto. Dies ist mit einem Erlebnis in meinem Kopf verknüpft und wird mich immer an die Stimmung beim Shooting
erinnern.
Menschen scheinen in Ihren Fotos generell zu fehlen. Ist das Absicht?
Bei meinen freien Landschaftaufnahmen meistens schon. Hier soll die Natur im Vordergrund stehen. Bei meinen sonstigen Auftragsarbeiten habe ich immer Menschen vor der Kamera. Bei den
Landschaftsaufnahmen sind meistens aber auch einfach keine Menschen vor Ort. Das genieße ich ja auch besonders an meinen Fotostreifzügen. Alleine an einer herausragenden Location zu stehen und
die meditative Ruhe zu genießen, ist faszinierend. Ohne Model bin ich auch viel flexibler. Mir ist es egal, ob es regnet oder kalt ist. Ich habe das Bild im Kopf, welches sich gerade vor mir
entwickelt. Da kann ich auch mal eine Stunde auf das richtige Licht warten. Dass kann man anderen natürlich nicht zumuten. Deshalb ziehe ich eigentlich immer alleine mit meiner Kamera los.
Haben Sie ein Motto oder ein Zitat, dass Sie bei Ihrer fotografischen/gestalterischen Arbeit begleitet?
GO OUT AND SHOOT! Wie oben schon beschrieben, kann man nur durch Training besser werden. Man muss sich immer wieder selbst überwinden und sich die Zeit für die Fotografie nehmen. Also – Kamera schnappen – üben, üben, üben und das Auge bzw. die Sehweise trainieren. Bei der Landschaftsfotografie kommt noch hinzu, dass man die Location „erwandern“ muss. Das ist mit Stativ und Kameraausrüstung durchaus sportlich. Aber ich liebe es, an der frischen Luft zu sein und neue Orte zu entdecken. Das ist wie eine ZEN-Meditation für mich. Wenn ich diese Stimmung in einigen Bildern festhalten kann, habe ich mein Ziel erreicht.
Eifern Sie einem Vorbild nach?
Nein, ich möchte meinen eigenen Stil im Laufe der Zeit verfeinern und mich künstlerisch weiterentwickeln. Dazu lasse ich mich zwar von vielen anderen kreativen Menschen inspirieren – aber ein richtiges Vorbild habe ich nicht.
Ich interessiere mich sehr für Malerei. Die alten Landschaftsmaler wie
William Turner, die Künstler der Düsseldorfer
Malerschule oder Caspar David
Friedrich begeistern mich genauso wie die Surrealisten (z.B. René
Magritte,
Salvador Dalí, Max
Ernst usw.). Im Bereich der Landschaftsfotografie inspirieren mich Fotografen wie beispielsweise
Ansel Adams,
Joe Cornish,
Wim Wenders, Michael
Kenna oder Michael Levin.
Über welche Art von Kontakt würden Sie sich am meisten freuen?
Über Kontakte und den Austausch mit Gleichgesinnten freue ich mich sehr. Die Welt ist bunt und das ist auch gut so. Man lernt nie aus und sollte sich immer auch von anderen kreativen Menschen
inspirieren lassen.
Wer weitere Fragen an mich hat, kann sich gerne bei mir melden.
Meine Kontaktdaten und einige meiner Bilder finden Sie auf www.manfredruetten.com
Veröffentlichung aller Fotos auf dieser Seite mit freundlicher Genehmigung von Manfred Rütten
(www.manfredruetten.com).