„Schmaise“, so sein Künstlername, ist mir kürzlich bei Instagram (https://www.instagram.com/schmaise/) durch seine Gemälde aufgefallen. Er fotografiert seine Auftraggeberinnen und erstellt anhand dieser Vorlagen in mehreren Arbeitsschritten beeindruckende Kunstwerke mit dem Grafiktablet. Seine Fähigkeit, das Licht auf dem Körper seiner Models zu modellieren, hat mich beeindruckt. Seine Werke wirken teils opulent teils sehr reduziert, manchmal freizügig, aber immer ästhetisch und nie „wie fotografiert und dann abgemalt“.
Da ich nach Möglichkeiten suche, mich weiter zu vernetzen und Kooperationen einzugehen, habe ich mich mit dem Bachelor of Arts in Communication Design, der sich selbst „Schmaise“ nennt, in einem Café verabredet. Ich kam mit dem 36-Jährigen schnell in ein sehr interessantes Gespräch. Nachfolgend ein Ausschnitt daraus:
Normalerweise stelle ich immer zuerst die Frage, wie Du zur Fotografie gekommen bist. In Deinem Fall ist die Fotografie aber nur das Ausgangsmaterial Deiner Kunst, daher lass mich anders fragen: Wie hast Du so zu malen gelernt?
Ich habe nach dem Abi und dem Zivildienst Kommunikationsdesign in Düsseldorf studiert: Neben 2D Video Animation, der Fotografie, der Typographie war das Zeichnen einer der vier Schwerpunkte in meinem Studium. Zunächst habe ich mich auf das Thema 2D Video Animation konzentriert und mich nach dem abgeschlossenen Studium auch in diesem Bereich mehr oder weniger erfolglos beworben. In dieser Zeit habe ich gemerkt, dass mein Herz gar nicht so sehr an Motion Graphics hängt, sondern dass ich viel lieber zeichne und male. Seit 2016 bin ich daher als freiberuflicher Illustrator tätig. Etwa seit 2020 konzentriere ich mich auf das Malen von Menschen, vorwiegend Frauen. Die Technik dazu habe ich mir – aufbauend auf den Grundlagen aus dem Studium – weitgehend autodidaktisch beigebracht. [Schmaise lächelt und ergänzt:] Viele Youtube tutorials!
Wie läuft so eine Auftragsarbeit bis zur Fertigstellung ab?
Meistens kommen Frauen über Instagram auf mich zu und schildern mir, dass sie gern ein solches Kunstwerk von sich zuhause an der Wand haben möchten. Ich bespreche dann die Vorgehensweise und wir treffen uns bei der Kundin oder bei mir zu einem Foto-Shooting. Vorab mache ich meistens ein paar Konzept-Skizzen mit verschiedenen Posen, nachdem ich die Kundin gefragt habe, was sie sich so vorstellt, die ich dann mit der Kundin bespreche, um schon eine ungefähre Vorstellung zu bekommen, in welche Richtung das Shooting gehen könnte. Ein solches Shooting läuft anders ab, als ein klassisches Foto-Shooting. Ich arbeite ausschließlich mit meinem eigenen Licht, das ich selbst mitbringe. Blitze kommen gar nicht zum Einsatz. Wir fotografieren meist nur ein bis zwei Posen bis ich denke, dass jedes Detail stimmt. Falten vom Stoff, Hände, Haare etc. Meistens benutze ich für den Hintergrund nur ein Stofftuch oder einen Vorhang. Da kann es schonmal vorkommen, dass das Foto in der Küche entsteht und ich den Hintergrund einfach abhänge. Das Foto dient ja nur als Vorlage für das Zeichnen des Körpers und des Gesichts und nicht für den Hintergrund. Danach erstelle ich eine Skizze, die ich mit der Kundin abstimme. Hier und da passe ich die Körperhaltung noch ein wenig an und dann beginnt der eigentliche Prozess des Malens. Das dauert dann meist mehrere Tage. Alles passiert von der Fotovorlage bis zum Endergebnis digital. Ich arbeite mit einem Wacom 22HD, ein Monitor auf dem man zeichnen kann. Sofern die Kundin einen hochwertigen Druck und eine Rahmung wünscht, lasse ich das nach ihren Wünschen erstellen. Bis DIN A3 drucke ich selbst.
Das heißt, die Kundin kennt Deine Skizze und dann das fertige Bild? Was machst Du, wenn sie sich später auf dem eigentlichen Bild nicht gefällt?
Das ist noch nie vorgekommen. Aber falls doch würden wir die Änderungen besprechen und ich würde die Anpassungen einarbeiten, bis die Kundin zufrieden ist.
Bist Du ein Perfektionist?
Ich mag das Wort nicht, es klingt so negativ. Aber ja, ich bin bei meiner Arbeit durchaus penibel und mir ist es wichtig, dass meine Kunden und Kundinnen meine Arbeit wertschätzen. Das geht nur dann, wenn ich hohe Qualität liefere. Es kommt vor, dass ich mit einem Bild nicht zufrieden bin und dann arbeite ich solange daran bis es passt. Oder ich lege es eine Wochen zur Seite und schaue es mir dann mit mehr Abstand wieder an. Meistens gefällt es mir dann doch besser, als im unmittelbaren Prozess des Entstehens. Letzteres geht natürlich bei Auftragsarbeiten nur bedingt.
Du hast einen Vogel-Schädel mit gekreuzten Knochen als Logo, Du trägst einen Siegelring mit einem Segelschiff darauf und ich habe immer wieder Piraten-Motive bei Dir gesehen.
Ja, stimmt. Ich stehe einfach auf alles was mit Piraten zu tun hat. Also eher den Freiheit-Liebenden, mit seiner Crew über die Meere fahren, als den Aspekt des Brandschatzens. [Schmaise grinst]
Über welche Art von Kontakt würdest Du Dich im Moment am meisten freuen?
[Schmaise überlegt lange] Zahlende Kunden wäre toll. - Ehrlich gesagt, tue ich mich gerade schwer, meine Kunst an den Mann/Frau zu bringen. Social-Media hat in letzter Zeit einen Rundumschlag gemacht und alles von den Plattformen verbannt oder gedrosselt, was nur ansatzweise in Richtung nackte Haut geht. Ich glaube, ich würde mich über jemanden freuen, der mir zeigt, wie ich meine Arbeit erfolgreich vermarkte. Mir fehlt ein richtiges Marketing-Konzept. Mund-zu-Mund-Propaganda ist schön und gut, aber nur davon zu leben, ist schwer. Die Zeit der Pandemie war echt hart. Da haben sich alle zuhause zurückgezogen, Kunst war das Letzte wofür die Leute Geld ausgegeben haben. Momentan arbeite vier Tage die Woche in der Gastronomie, anstatt zu malen. [schaut nachdenklich]
Ich danke Dir für das Gespräch und wünsche Dir alles Gute für Deine beeindruckende Kunst!
Wer sich für die Bilder von Schmaise interessiert wird hier fündig:
https://www.instagram.com/schmaise/
mailto: schmaise@gmx.de
Veröffentlichung aller Fotos auf dieser Seite mit freundlicher Genehmigung von Schmaise (https://www.schmaise.com/).